Analyse/Zeitgeschichte
„Sachsen – Du schaurig – schöne, finstre Heimat.“
Anamnese der wütenden Mitte Deutschlands,
von Wulf Kreutel
Die Sachsen. Derzeit wird viel über sie geredet, geschimpft und gewundert. Früher wurden sie beneidet, gelehrt und bewundert. Weshalb entlädt sich derzeit so viel Wut in Sachsen? Wieso werden direkt Schutzbedürftige, bald Rettungskräfte, Polizeibeamte, Staatsvertreter angegriffen?
Erich Kästner und Joachim Ringelnatz, beide jeder Deutschtümelei abhold, waren stolz auf ihr kulturreiches Sachsen. Viele spotten mitunter über den Dialekt, den sächsischen Sing Sang. Dabei ist das Hochdeutsch heute Resultat der Bibelübersetzung Martin Luthers in sein Idiom, das Wittenberger Sächsisch. Der große Komponist Johann Sebastian Bach schrieb in dieser damals neuen Grammatik, die sich von der Mitte Deutschlands aus über alle Landesteile als Kanzlei- Musik- und Literatursprache verbreitete. Doch Kästner und Ringelnatz, Bach und Luther sind lange tot. Und viele wunderbare zeitgenössische Gelehrte, Industrielle, Autorinnen und Autoren werden mit ihren wichtigen, aber leisen Stimmen dem brachialen, lauten Pöbel kaum Gehör abringen können.
Diesen Anspruch kann keiner erheben, der mehr als drei mehrsilbige Worte in einen Satz packt. Da schaltet der konventionelle rechte Schäger schon ab. Aber es gibt in der Tat viele so genannte besorgte Bürger, die sich ihre Gedanken über die steigenden Flüchtlingszahlen aus Syrien, dem Irak und anderen Ländern machen, in welchen seit Jahren ungebremst der Tod regiert. Diese, welche noch nicht den rechten Bauernfängern auf den Leim gegangen sind, die über etwas Bildung verfügen, etwas Neugier und Empathie, also dem Fundament einer gesunden Gesellschaft verfügen, gilt es nun, zu motivieren – nicht zu verprellen. Sofern das möglich ist.
Auch der Verfasser dieser Zeilen ist im Erzgebirge zur Welt gekommen, führte szenische Lesungen über die Weihnachtskultur und die Bergmannstraditionen auf, kennt das Pendeln eines anderen Sachsen zwischen Elbe, Isar und Spree, Erich Kästner, dessen Texte er zum Gedenken an den Jahrestag der Bücherverbrennung in der Berliner Gedächtniskirche las. Und damit möchte nur eine grundlegende Eigenschaft eines Sachsen beschrieben werden, die heute verloren geht: Neugier. Reisen. Was unternehmen. Was aufbauen. Kommunizieren. Es scheint, als seien die Sachsen, die mit diesen ehemals so typischen Eigenschaften ausgestattet waren, samt und sonders ausgewandert. Oder sie sind zu leise. Oder ist das, nach Kästner, wieder das „Land, wo die Kanonen blühn?“
Warum gedeihen rechte Gedanken in Sachsen nicht erst seit heute scheinbar besser, als woanders in Deutschland? Warum werden hier mehr als anderswo Unterkünfte für Schutzbedürftige, ja deren Bewohner angegriffen? Und nun auch Rettungskräfte, Reporter, Polizeibeamte? Was begünstigt Ressentiments und Bedenken? Und wie kann das alles enden?Hier benötigen wir eine Analyse.
Schon werden Stereotype bedient, „Die Ossis“ und die „Wessis“, genau so wie Ausländer ganz allgemein, ob Studenten oder Flüchtende, Asylbewerber oder Facharbeiter. Das große Gleichmachen mit dem stumpfen verbalen Hammer haut mittlerweile jede Art von Diskurs und Kommunikation zu einem platten, braunen Brei.
Zeit für einen etwas distanzierteren Blick auf Faktoren des Geschehens, wie es – möglicherweise – wurde, was es ist. Dazu aber müssen wir, wie so oft, lang in die Geschichte zurück schauen, um diese tiefe Verbitterung, den Groll, den viele – und beileibe nicht alle – Sachsen heute bei Pegida – Aufmärschen und bösen Kommentaren auf Social Media auslassen, zu verstehen. Auch, wenn es schwer fällt. Das soll ja keinerlei gewalttätigen Exzesse jeder Art entschuldigen. Im Gegenteil. Doch es soll den Humus zeigen, auf dessen Krume diese Saat des Bösen gedeiht, derer sich dann rechtsextreme Rädelsführer bedienen und aus den Stimmungen und Strömungen massiv Kapital schlagen können.
Sachsen – der dritte Freistaat
Das Sachsen, wie wir es zur ersten Reichsgründung unter Ottonen, Welfen und Saliern begreifen, ist nicht mehr das Bundesland, wie wir es heute kennen, wohl aber mit einer bis zur Zeit der ersten großen poströmischen Völkerwanderung (Die Zweite erleben wir gerade jetzt) ragenden, wechselvollen Geschichte. Sachsen ist einer der drei Freistaaten der Bundesrepublik Deutschland eben Thüringen und Bayern.
Dabei werden konfessionelle Unterschiede und geographische Gemeinsamkeiten gleichermaßen deutlich: Alle drei Freistaaten sind benachbart und haben gemeinsame Grenzen. Zwei davon, nämlich Sachsen und Bayern bilden die Grenzländer zu Tschechien, dem (heute) geographisch westlichsten gelegenen slawischen Sprachgebiet, neben den Sorben in der Lausitz, welche eine eigene Sprach- und Bevölkerungsgruppe innerhalb Deutschlands neben den Friesen bilden.
Konfession und Glaube, Luther und Rom.
Während Thüringen überwiegend katholisch ist, Bayern mit den drei fränkischen Regierungsbezirken zu etwa einem Drittel protestantisch, knapp zwei Dritteln mehrheitlich katholisch ist, bildet Sachsen den größtenteils protestantischen Freistaat. Kann das heute noch in einem laizistischen Deutschland, welches Kirche und Staat trennt, von Bedeutung sein? Ja, es kann. Denn über Jahrhunderte gewachsene Strukturen bilden sich in Gebräuchen, Sprache und Kultur aus, vor allem in der Familie – so bleibt der Protestant mit seinem Zweifel in der Regel allein, während der Katholik qua Erziehung schon im Hier und Jetzt die Vergebung findet, meist in der Familie, wenn er schon nicht zur Kirche geht. Das hat nichts mit tatsächlicher Problemlösung, Glaubensbekundung oder gar -ausübung zu tun, wohl aber mit einer jahrhundertealten Geschichte, wie der Einzelne und wie ein Staat mit Konflikten umgeht. Und gerade in Sachsen begann die größte Herausforderung für die römische Kirche, welche mit den 95 Thesen initiiert wurde, die Martin Luther A. D. 1517 an die Türe der Schloßkirche zu Wittenberg nagelte – und der Protestantismus seinen Ursprung fand.
Erz und Erfolg.
Thesen alleine reichen nicht, es braucht auch den sichtbaren Erfolg. Und am Erfolg, vor allem am materiellen Erfolg. zeigt sich die Richtigkeit des gewählten Lebensweg, so lehrt es zwischen den Zeilen der nach Luther protestantische Wesenszug der neuen Glaubensrichtung ab 1517. Tatsächlich entwickelte sich Sachsen durch Erzminen und konfessioneller Hegemonialpolitik seit Luther recht erfolgreich. Ursprünglich als Reformation verkrusteter, bigotter und korrupter klerikaler Führungsstrukturen gedacht, verselbstständigte sich des Doktor Luthers’ Protest zu einer Spaltung der westlichen Christenheit, dem zweiten nach dem Chisma mit Ostrom, welche ihren blutigen Fanal im größten mitteleuropäischen Glaubenskrieg, dem dreißigjährigen Krieg fand: Der Abnutzungskrieg, welcher zwischen 1618 und 1648 weite Landstriche Deutschlands und Mitteleuropas verwüstete, die Bevölkerung um zwei Drittel auslöschte, noch einmal die Pest nach Europa brachte und, eröffnete infolge der Epidemie sowie der völligen wirtschaftlichen wie menschlichen Abnutzung der rivalisierenden Heerestruppen ein Vakuum in den Osten Europas, in welches fünfunddreißig Jahre nach dem westfälischen Frieden 1648 die zweite türkische Offensive der Neuzeit nach Mitteleuropa stattfand – und erst nach der zweiten Belagerung Wiens 1683 durch Armeen des Heiligen Römischen Reiches, des Kirchenstaats, der Republik Venedig und des polnisch-litauischen Königreiches gestoppt werden konnte.
Der Dreißigjährige Krieg, die Pest und die Osmanen.
Vor dem dreißigjährigen Krieg aber entwickelte sich Sachsen zu einem blühenden Staat, begünstigt durch die Funde und Ausbeutung reicher Erzvorkommen im ebenso genannten Erzgebirge, die bis zum Fall der Berliner Mauer, ebenso wie die angrenzenden Lagerstätten seltener Erden und Erze im Böhmerwald, Thüringer Wald, dem Riesengebirge und Oberschlesien abgebaut wurden. Dazu zählten neben Silber und anderen Edelmetallen auch Quarze, seltene Erden, die für Bleiglas, Blauglas, optische und medizinische Instrumente und chemische Industrie genutzt wurden. Auch das Uran, was die Sowjetunion in Lagerstätten und Bergbaubetrieben wie der Wismut Aue zum Bau ihres Nuklearprogramms nutzte.
Bleiben wir aber noch in Luthers Zeit: Allein das Silber beschleunigte den Aufstieg Sachsens zum ehedem reichsten Gebiet innerhalb des deutschen Reiches und das Land stieg im sechzehnten Jahrhundert zu einer ökonomischen Macht in Mitteleuropa auf. Die so genannten „Beutetürken“, Soldaten der osmanischen Heere, welche zum Einsatz in sächsischen, polnischen und böhmischen Industrierevieren ihr Leben behielten, konvertierten bald zum Christentum und sorgten mit ihren Nachkommen für den einen oder anderen Farbtupfer in der Region. Jedenfalls drohte den Sachsen aus ihrer Sicht seit jeher vom Osten Ungemach – und nicht vom Westen.
Sachsen Glanz…
Mit der Erschließung von Bodenschätzen knüpften die ernestinischen Kurfürsten von Sachsen, vor allem Kurfürst Friedrich III., „der Weise“ zur Zeit Luthers an die glorreiche Ära vor Heinrich, dem Löwen an, dessen Sturz nach 1180 zur Zerschlagung Sachsens durch Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) führte. Und damit auch zum Verlust von Macht und Einfluß bis nach Rom. An diese militärische wie politische Führungsrolle konnte Sachsen durch den Erzhandel zwar nicht anknüpfen, wohl aber an den Einfluß, welcher mit wirtschaftlichem Wohlstand einhergeht:
Förderung der Wissenschaft und der Künste, Ausbau von Infrastruktur und Handelswegen, Investitionen in Handwerk und Industrie. Vergleichbar mit dem Wirken der Fugger in Augsburg oder der Medici in Florenz, welche zur selber Zeit keine großen Flächenländer besaßen, aber ungeheure ökonomische Macht bis in den Vatikan ausstrahlten. Das Geld, die Banken und der Handel bedeuteten fortan effektivere Waffen, als sämtliche Ritter und Armeen seinerzeit.
Aufstieg der Patrizier
Ein Stich Albrecht Dürers, „Ritter, Tod und Teufel“, zeigt, neben vielen anderen aufgeführten Metaphern, die der Nürnberger Meister darin ritzte, einen älteren müden Ritter, der zwar noch kräftig, aber leicht gesenkten Hauptes mit seinem Pferd in seinen letzten Lebensabschnitt reitet. Es ist nicht nur sein physisches Alter, das das Ende des Ritters einleitet, es ist eine gesamte Epoche, die der Ritterschaft, welche endet. Stolz erhebt sich im Hintergrund die Stadt, die Reichtum, Wohlstand und Macht symbolisiert – nicht mehr die Zugehörigkeit zu Ritterstand und Adel.
Nicht umsonst fanden die Meister der Renaissance, ob in Italien oder Deutschland, ihre Mäzene bei Handel und Gewerbe, ließen sich die Fuggers und Medicis, aber auch fürstliche Gönner und Förderer der Künste wie Friedrich und Albrecht von den Cranachs, Dürers, Holbeins oder Botticellis, da Vincis oder van Eycks porträtieren. Nicht nur, daß Sie über immense Finanzmittel verfügten. Sie verfügten über Macht.
„Macht“, so lehrte der zeitgenössische Gelehrte Macchiavelli, später in einer Art macchiavellistischem Alter Ego die Figur „Don Vito Corleone“, gespielt von Marlon Brando im ersten Teil des „Paten“ von Mario Puzo, „Macht wird nicht gegeben, sie wird genommen!“ – in diesem Falle nahmen die Kaufleute die Macht von den Adeligen und dem Klerus zugleich. Und hier spielt die Reformation eine entscheidende Rolle: Der Erfolg gibt ihnen im jetzigen Leben Recht!
Was Recht in England, kann auch Recht in Sachsen: Heinrich VIII und Friedrich III
Dieses Recht des Erfolgs im Hier und Jetzt nahm Heinrich VIII für sich in Anspruch, sich aus Gründen der Nachfolge und Machterhaltung der Tudors von seiner Ehefrau Katharina von Aragón zu trennen, welche ihm bzw. dem englischen Thron keine männlichen Nachfolger gebar. Der Papst lehnte Heinrichs Bitte zur Annullierung der Ehe ab. So kam dem König von England die Kunde Dr. Luthers gerade recht, als dieser unter anderem Scheidung, Zölibat und Eherecht auch für Klerikale zu reformieren suchte.
Gleichzeitig suchte Friedrich III, der Weise, in Sachsen nach einem justiziablen Weg, die kaiserliche Zentralgewalt auch über seine Lande zu mindern und ebenfalls aus dem Joch des immer geldgierigeren Vatikans zu treten. 1518 verweigerte Friedrich III die Anerkennung des Ketzerurteils gegen Martin Luther – und sicherte diesem freies Geleit zum Wormser Reichstag zu. Das war seinerzeit ein Paukenschlag!
Damit trat Friedrich III, trat Sachsen in einen offenen Interessenkonflikt mit der römischen Kurie und beförderte die Ausbreitung der Reformation in seinen Landen, welche nicht zuletzt durch die Weigerung weiter Abgaben an den Papst den Begriff „Protestantismus“ einläutete.
Friedrich baute Wittenberg zu seiner Residenzstadt aus und die immer reicheren Einnahmen aus den erzgebirgischen Erz- und Silberminen konnten mit der Entscheidung, sich Rom abzuwenden, im Lande gehalten werden. Was Sachsens Aufstieg zu einem der reichsten Staaten in Europa initiierte.
Binnenland statt Meer: Die neue Macht der Städte
Dieser Reichtum förderte, wie schon in Dürers Stichen angelehnt, den Ausbau der Städte und Sachsen entwickelte sich neben Franken und Schwaben durch Handel, Ausbildung und Künste zu einer recht ähnlich dicht besiedelten, urbanen Region mit vielen kleinen und mittelgroßen Städten, welche aber nicht weit voneinander entfernt waren. Diese neuen Handelsstädte klöste im Laufe der Zeit die ehemals reichen und freien Städte der Hanse in ihrer Bedeutung ab, ausgenommen die wirklich großen Häfen Hamburg, Bremen, Lübeck, Rostock, Danzig und Stettin.
Der Handel fand fortan also nicht mehr nur in den Häfen, sondern an wichtigen Wasser- und Verkehrsadern des Binnenlandes statt: Bernsteinstrasse, Donau, Main, Elbe, Neckar. Während Schwaben vor allem die Nord-Süd Achse bediente, handelten Sachsen und Franken mit ihren merkantilen Drehkreuzen in Dresden und Nürnberg auch mit dem Osten Europas. beschleunigten de Aufstieg Russlands, Ungarns, Polens und Österreichs.
Doch mit der Eroberung Konstantinopels 1453 und danach weiter Teile des Balkans drängten auch die Osmanen ins Innere Europas. Plötzlich sahen sich Polen, Sachsen und Österreicher mit einem starken und gefürchteten Gegner konfrontiert und ihre Reichsgrenzen waren plötzlich zu Außengrenzen Europas geworden.
Amerika, Granada und Byzanz: Stabwechsel bei Ressourcenpolitik und Geostrategie.
Zur gleichen Zeit neigte sich die Reconquista auf der iberischen Halbinsel ihrem Ende zu: 1492 fiel das maurische Königreich Granada. Und im gleichen Jahr eröffnete Christoph Columbus einen neue Welt für die spanische Krone. Aus den ehemals verarmten Rittern und Reconquistadoren wurden nun reiche Feldherren und Handelsmagnaten. Dies bedeutete zweierlei: Der europäische Handel verlagerte sich nach Westen und der Einfluß des Islam wölbte sich nach Osten, ins ehemalige Byzanz.
Mit dem Fall der Mauren und Omayyaden aus ehemals syrischen Landen (das wird im nächsten Text an dieser Stelle behandelt) aus Granada und dem gleichzeitigen Fall des ersten militärischen Widersachers der Sunniten, nämlich Ostrom in Byzanz, sahen sich die türkischen Eroberer als neue Führungsmacht des Islam. Und suchten ihren Einfluß entlang der Donau zu vergrößern. Die Elbe drohte beinah, zur Grenze des christlichen Abendlandes zu werden. So lange die mitteleuropäischen Länder, also Polen, Litauen, Österreich, Ungarn, Sachsen, Böhmen und Venedig, aber auch das orthodoxe und mittlerweile mächtige Russlands im Norden und Osten zusammen stark blieben, hielten sich die Türken noch innerhalb des Balkans zurück.
Nach dem dreißigjährigen Krieg und seinen infernalen Folgen und der massiven Schwächung deutscher Kernlande kamen sie 1683 allerdings ein zweites Mal nach 1529 vor die Stadtmauern Wiens. Und wieder wurden sie von den gleichen Protagonisten zurück gedrängt. Zwar blieb Polen katholisch und blieb Sachsen protestantisch, doch im gemeinsamen Zweckbündnis gegen den osmanischen Ansturm entwickelten beide Königreiche eine gemeinsame Außenpolitik. Wie sagte, noch der große Sicherheitsexperte Egon Bahr: In der Politik verfolgen Staaten ihre Interessen. Interessen sind Ressourcensicherung, Territorien, Bodenschätze, Handelswege, nichts anderes, vergessen Sie Glauben, Konfessionen, Demokratie oder was sonst noch alles.
Sachsen, Polen, Österreicher, Russen: Zweckbündnis gegen das osmanische Reich
Nach dem dreißigjährigen Krieg entwickelte sich langsam, aber sicher das einst kleine Preußen zur neuen Mittelmacht in Europa, was sowohl Polen wie Sachsen aus vielen bekannten Gründen der Expansionspolitik der Hohenzollern ein Dorn im Auge war. Es ging in der zunehmenden Gebietsinanspruchsname Preußens zu Lasten Sachsens und Polens wieder einmal „nur“ um wirtschaftliche wie geostrategische Interessen.
Nach dem Siebenjährigen Krieg, dem spanischen Erbfolgekrieg bis 1715, der die ökonomische Orientierung Europas nach Westen und nach Amerika hin untermauerte, vor allem aber nach der ersten Teilung Polens 1772 und dem Wiener Kongreß 1815 mussten Polen und Sachsen nach ihren Niederlagen erhebliche Territorien an Österreich und Preußen abtreten. Neben der politischen wie territorialen Schwächung verloren Sachsen wie Polen auch wichtige Handelswege, griffen die preußischen wie österreichischen Großgrundbesitzer nach den Bodenschätzen in Schlesien, dem Erzgebirge und der Lausitz.
Das, was Sachsen blieb, waren immer noch eine Menge Glanz, aber eben nicht mehr so viel Gloria. Die hatte sich Preußen auf den Schild graviert.
…und Preußens Gloria!
Dennoch blieb Sachsen, vor allem mit Leipzig und Dresden ein relativ reiches Handelsland, das nach wie vor Forschung und Künste förderte. Es passte sich nach 1815 innerhalb der neuen Hegemonialstruktur zwischen Preußen und Österreich an, suchte sein Glück im aufstrebenden Bürgertum, im Handwerk, der beginnenden Ära der Industrie und wieder und wieder im Handel.
Das sogenannte „Elbflorenz“, Dresden, strahlte bis nach Italien – und die sächsische Industrie, sei es Bergbau, Chemie, Porzellan, Optik, Medizintechnik und viele Schlüsselindustrien mehr, florierte mit ihren Produkten und Patenten weltweit.
Von Versailles nach Weimar: Wirtschaftliche Renaissance Sachsens.
Wir springen nun ein wenig, um nach vorne zu kommen: Der erste Weltkrieg, hundert Jahre nach dem Wiener Kongress und immerhin mit über vierzig Jahren Frieden (Bismarck: „Wir sind nun saturiert“) nach der zweiten Reichsgründung zu Versailles begonnen, bedeutete für das Kaiserreich, vor allem aber für Sachsen eine Art wirtschaftliches Zwischenhoch. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs galt Sachsen als das exportfähigste Land innerhalb der Weimarer Republik, wurde Leipzig zur florierendsten Handels- und Messestadt. gediehen Buchdruck, Verlagswesen, Export und Feinindustrie. Horch, später Audi in Bayern, Nuklearmedizin, Nukleartechnik und die daran anknüpfenden Weltmachtsphantasien der NS – Architekten, Luftfahrt, Maschinenbau, kurz:
Eine Menge geballter Wirtschaftsmacht hoben Sachsen wieder einmal gleichauf mit Schwaben, Berlin und Franken sowie der Region an Rhein und Ruhr. Weshalb die plötzliche Konjunktur nach dem Ende des Kaiserreichs? Vor allem drei Faktoren begründen diesen Aufschwung:
Erstens: Der Kaiser dankte ab. Wilhelm II zog ins Exil in die Niederlande. 1918 war also die Dominanz Preussens innerhalb der jungen Weimarer Republik gebrochen – und mit ihr auch viele gesetzgebende und verwalterische Hoheitsrechte. Kleinere Industriestaaten traten nun wieder durch Handel und Forschung aus dem mächtigen Schatten preußischer Industriebarone und Großgrundbesitzer in die ökonomische Mitte des Landes hervor, ohne ehedem hohe Abgaben zu entrichten, wodurch das Kapital nah am Erzeuger bzw. Produzenten blieb.
Zweitens: Der erste Weltkrieg war aus militärtechnischer Sicht der erste moderne Krieg mit Massenvernichtungswaffen, einem neuen Kriegsraum, der Luft, so daß die Kriegsparteien flugs eine Luftwaffe als vierte Säule (neben Marine, Artillerie, Heer) der Streitkräfte etablierten. Und neue Techniken für optische wie elektrische Präzision und Navigation auf See benötigten.
Es zeigte sich auf den blutigen Feldern und Schützengräben an der Westfront, dass viele militärische Schlachten nicht mehr durch bloße Truppenstärke und Heeresoperationen, sondern durch Informationsdienste, Kommunikationsnetze, Distanzwaffen, Chemiewaffen und Technik gewonnen wurden. All diese neuen Kriegstechniken brauchten immense Gelder für Forschung, Fertigung und Entwicklung. Und für Ressourcen. An diese Moderne knüpften die findigen wie fleißigen sächsischen Forscher und Ingenieure in ihren Werkstätten an. Das wußte jeder der ehemaligen Kriegsgegner und das wußten schon vor 1933 auch die Nationalsozialisten.
Drittens: Gerade für den Bau von neuem Präzisionsgerät in Militär und Luftfahrt, aber auch für neue Werkstoffe, Elektrotechnik etc. brauchte die Industrie die seltenen Erden aus den Gebirgen in Sachsen und Böhmen. In wenigen Worten zusammen gefaßt, bauten Krupp und Thyssen an Rhein, Ruhr und Saar den Stahl und die Sachsen lieferten Chemie, Feinmechanik und Optik dazu.
Neben einer Reihe anderer Faktoren, wie dem Zusammenbruch ehemaliger Handelsmärkte (Österreich darbte an seinem großen Verlust an Territorium und Bedeutung, Rußland nach der Ermordung der Zarenfamilie und Zentralmacht des Kommunismus war nun Gegner, Italien ebenfalls Kriegsverlierer und Polen nach der dritten Teilung und dem Krieg im Osten ganz gewiß kein Freund der Deutschen mehr) war der Grund für die kurzfristige, aber bedeutende Erholung Sachsen als wohlhabender Staat nicht nur, aber maßgebend die Rüstungsindustrie der Nationalsozialisten ab 1933.
1945: Das erste Ende
Mit der bedingungslosen Kapitulation durch den unterzeichnenden Großadmiral Karl Dönitz brach, spätestens mit Ende der Potsdamer Konferenz am 2. August 1945, also vor genau 70 Jahren, auch der Reichtum Sachsen zusammen. Nachdem die so genannte „freie Republik Schwarzenberg“ eben doch nicht frei blieb und die zunächst durch amerikanische Truppen besetzten Teile Thüringens, Sachsens und des Westerzgebirges gemäß der Ergebnisse der Potsdamer Konferenz, zu Gunsten der Einrichtung von Sektoren für die Westalliierten deren eroberten Gebiete für die Roten Armee geräumt wurden und sich die Amerikaner nach Hessen und Franken zurück zogen, war nicht nur die Zugehörigkeit Sachsens und Thüringens in den sowjetischen Sektor, sondern auch die Loslösung des komplett durch sowjetische Truppen besetzten Westberlins aus dem sozialistischen Machtbereich besiegelt.
Für viele deutsche Flüchtlinge aus Ostsachsen, Schlesien, Westpreußen und Böhmen, die sich irgendwie in die amerikanische Besatzungszone Thüringens und Westsachsens auf der Flucht vor der Roten Armee befanden, war das natürlich ein Donnerschlag: Gestern noch Teil im mehr oder weniger abschätzbareren Westen, heute Neubürger in Stalins großem Reich! Zu Gunsten Westberlins. Wieder „klebte das Glück an den Fersen Preußens“, grollte mancher Sachse – wenngleich nur in kleinem Raume zwischen Landwehrkanal und Glienicker Brücke.
Potsdamer Konferenz und Kalter Krieg
Im Kreis Aue – Schwarzenberg, in dem der Verfasser dieser Zeilen das Licht der Welt erblickte, war lange unklar, wann welche Hoheitsansprüche von welchem Sieger geltend gemacht wurden, was zu beinahe grotesken Machtverhältnissen führte. Irgendwann aber traten sowjetische Soldaten auch in diesen bislang recht abseits gelegenen Flecken Erde.
Hätte US – Präsident Harry S. Truman trotz der abschreckenden Wirkung seiner Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, die mehr nach Moskau Signale zum Verhandlungspoker in Potsdam senden sollten, als Japan in die Kapitulation zwingen, gewußt, dass bis 1989 (ja, interessanterweise bis 1989 !) reichhaltig Uran in ebendiesem Landkreis für den Bau sowjetischer Atombomben gefördert werden sollte, hätte er mit seinen Truppen die Gebiete westlich der Elbe behalten.
Doch mit Uran aus Kanada und den deutschen Wissenschaftlern im Gepäck des Manhattan – Projekts sowie dem Einsatz des Bombers „Enola Gay“ im August 1945, sowie der Billigung Großbritanniens und Frankreichs als weitere, partizipierende Atommächte im westlichen Terzett glaubte sich Truman im Vorteil gegenüber Stalin.
Uran, Wismut und die Bombe.
Dann kam alles anders. Mit den weitreichenden Funden von Uran und weiteren Vorkommen spaltbarer Elementen rings um Aue entwickelte sich die unter sowjetischer Aufsicht geführte Wismut Aue zur bedeutendsten Bergbaustätte westlich des Urals. Über vier Jahrzehnte. Bis 1989. Die sowjetische Verwaltung handelte bald ebenso pragmatisch wie ihre Konkurrenten in den westlichen Besatzungszonen: Im Konkurrenzkampf um Atombombe und Luft- und bald Raumfahrt, brauchte Moskau nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch Arbeitskräfte, Bergleute, Monteure, Arbeiter und Handwerker, die dem galoppierenden Rüstungswettstreit und dem beginnende kalten Krieg mit dem Westen eingesetzt werden konnten.
Und so wurden aus allen Teilen des sowjetisch besetzten Ostdeutschland Arbeiter in die neuen Kolonien der neu gegründeten Wismut AG gelockt: Mit etwas mehr Einkommen, als im Rest des Landes, Eigenheimen, etwas mehr Angebot von täglichen Konsumgütern und weiteren den Umständen der Zeit angepaßten, relativ attraktiven Annehmlichkeiten.
„Mit ein paar Zigaretten mehr wurden aus ollen Braunhemden plötzlich überzeugte Rotarmisten“, unkte noch mein Großvater, der zur selben Zeit in der Wismut unter Tage nach Uran schürfte und dabei auf ehemalige SS – Angehörige in Stollen stieß, die noch vor Kurzem ihn und andere Parteimitglieder der falschen Partei ins KZ Sachsenhausen denunzierten. Nicht jeder der von den Rotarmisten befreiten KZ – Häftlinge, die den Krieg und die NS – Diktatur überlebten, blieb so besonnen, wie mein Großvater. Manch Einer, der im Stollen erstickte, war wohl einfach nur der Rache eines ehemaligen Gepeinigten erlegen. Und Tote im Stollen gab’s beinah täglich. Die sowjetische Verwaltung schaute bei derlei Vorkommnissen weg, da sie die Rachegedanken, man muß fast sagen, verständlicherweise, teilten. Doch zur Wahrung materiellen Wohlstands, scheint’s, ist’s mit dem Glauben, gleich ob Links oder Rechts, Katholisch oder protestantisch, kapitalistisch oder kommunistisch, im Ernstfall stets nicht so weit her.
Wohlstand. Für alle?
In dieser Atmosphäre des Spitzelns, Wegduckens und Beäugens, im Wettkampf um ein klein wenig Macht und Wohlstand legt sich also schon der bleierne Schleier der Mißgunst und der Angst. Dieser zieht sich quer durch die Familien, Gemeinden, Städte. Die üblichen Mitläufer passen sich den neuen Herren an. Ehemalige unbedeutendere NSDAP Mitglieder werden durch SED – Angehörige in der eigenen Familie gedeckt, ausgespielt, benutzt, verraten, je nach Situation. Ein Prinzip aus Verlogenheit und Willkür, das eins zu eins vom alten Kadermuster aus de NS – Diktatur übernommen wird.
So wie sich BND – Gründer Reinhard Gehlen als ehemaliger Offizier mit tiefer Kenntnis kommunistischer Verbindungen im Dritten Reich den Amerikanern wertvoll für die Ostspionage anbiederte, so wertvoll waren für die sowjetischen Machthaber entgegen gesetzte Erkenntnisse ehemaliger deutscher Offiziere an der Westfront für die Spionage im Westen.
Der vielleicht wichtigste Faktor zur Frage, warum es in Sachsen, insgesamt in Ostdeutschland eine latente Anfälligkeit für Kad(av)ergehorsam und vertikal ausgeübte, diktatorische Rezepte geben mag, wurzelt in dieser Zeit, in der Gründungsphase der DDR: Es gab keinen vergleichbar neuen „way of life“, wie ihn die Amerikaner nach Westdeutschland importierten. Im Prinzip wurden die alten Werte deutschen Brauchtums aus der NS – Zeit übernommen und in eine verbrämt kleinbürgerlich, proletarisch, slavophile Maske gesteckt, die lediglich ein paar Vokabeln, Farben und Insignien des Nationalsozialismus mit der Ästhetik des Stalin’schen Sozialismus austauschte. Die Kommandostrukturen blieben aber die Gleichen. Eine Art Aufbruch in neue, alternative Lebensformen, Werte, Perspektiven des Glücks gab es nicht. Erst recht nicht durch das Einsperren der Besiegten zur Verwirklichung einer für viele bis heute komplizierten Ideologie.
Die Menschen funktionieren über Bilder. Und wenn der Nachbar in Franken und die Cousine in der Pfalz über schönere Vorgärten und schnellere Autos verfügen und Wein aus Italien mitbringen, dann fühlt sich derjenige, der nicht an diese Güter darf, abgehängt. Daß diese Güter auch nicht jedem im Westen vorbehalten waren und sind, da es eben auch Grenzen zwischen den Gesellschaftsschichten gab und gibt, ist demjenigen,der nur das Glitzern sieht, leider nicht vermittelbar. Das spürt jeder, der Urlaub in, sagen wir Kenia macht: Für die Menschen dort bist Du reich, fährst Mercedes und hast ein Haus mit Pool. Denn Wasser gibt es in Deutschland ohne Ende. Autos auch. Also geht es Dir gut. Und ein Trikot des FC Bayern wird von den Kindern dort wie hier mit Stolz und Freude getragen. Das sind die Bilder, die nach Außen transportiert werden.
Diese erwecken Begehrlichkeiten. Am Ende ist nämlich kein Gott, keine Partei oder ein Verein wichtig, sondern der persönliche Besitz, das spürbare Resultat eigenen Schaffens und Wirkens.
Besitz ist der Feind jeder totalitären Ideologien, ob Islamismus oder Faschismus oder Kommunismus. Deshalb rekrutieren Extremisten ihre Söldner und Jünger aus den Besitzlosen. Deshalb sprach Ludwig Erhard auch vom „Wohlstand für alle“, was im breiten Spektrum der Bevölkerung mehr als alles andere das Gefühl vermittelt, an der richtigen Stelle, sprich, mit dem richtigen System zu leben. „Erst kommt das Fressen, dann die Moral“, erklärte Bertolt Brecht – und der kannte beide deutsche Staaten nach 1945.
Wohlstand und Wendehälse
Als die Rote Armee in den Ortschaften des westlichen Erzgebirges Einzug hielt, schwenkten verblüffend viele Bewohner zur Begrüßung von den Fenstern rote Fahnen. Auf die Frage meines nach Sachsen gezogenen Berliner Großvaters, warum plötzlich so viele begeisterte Widerstandskämpfer und Kommunisten auf den Balkonen stehen und den sowjetischen Soldaten zuwinken würden, antwortete meine Großmutter in ihrem erzgebirgischen Idiom barsch: „No, do mußte nur mit der Bleiche aus Leuna de Braunhemden e poor Mo’ nei’tunken, da kriest im Nu’ ne frische rote Farbe `naus. Trockneste of’m Balkon unnu denkense in ihre Panzer, se wern begrießt – nee, nur gebleicht!“. So sieht’s nunmal einfach aus.
Der Wendehals bleib fortan das heimliche Wappentier, nicht nur in Sachsen, sondern weltweit, wie nach jedem Systemwechsel. Aber eben dort in Sachsen spielt sich unser Focus gerade ab. Im Gedächtnis blieben also am Abendbrottisch der Familien die ehemaligen wirtschaftlichen Vorteile, von denen die Eltern und Großeltern nach 1945 in der DDR Kunde taten. Den so ungeliebten Berlinern wurden fleißige Beamte aus Sachsen aufgehalst, die zum Schutze ihres bescheidenen Heims ganz schnell die Parteibibel wechselten.
Ans schnelle Wechseln erinnerten sich auch im November 1989 die einen oder anderen überzeugten Sozialisten, welche zeitnah in die CDU oder, wenn einen die Nachbarn doch zu sehr kannten, ein paar Kilometer in der Oberpfalz einen neuen Wohnort fanden und nun in die CSU eintraten. Immer in der Hoffnung, irgendwie an den Wohlstand der Eltern und Großeltern vor dem Krieg anzuknüpfen. Irgendwie das Richtige zu machen, mal mit der einen, mal mit der anderen Partei, mit dem einen oder anderen Katzgebuckel nach oben und Getrete nach unten. Denn auch in der DDR wurde wie wir wissen, mit viel Informationen gearbeitet, wurde geflüstert, gespitzelt, denunziert. Aktenberge angehäuft. Erpressungsmaterial. Nicht nur aus Überzeugung. Oft nur, um ein paar Markenartikel aus dem Westen oder ein paar Pfund Zucker mehr zu bekommen.
1989: Das zweite Ende
Die Menschen gewöhnten sich an die Strukturen der DDR. Und die zweite, bald dritte Generation kannte auch nichts anderes mehr. Ähnlich wie heute opponieren die Jungen, die nichts anderes als ihre Welt kennen, eben nicht gegen diese. Das tun die, die Anderes gesehen haben. Also ordneten sie sich brav in den real sozialistischen Kontext ein. Endlich macht man mal was richtig, dachten sich wohl auch viele Eltern, die möglicherweise noch in den Westen schielten, aber auch irgendwie ganz froh waren, wenn es die Kinder in dieser Welt irgendwie schafften, studierten, lebten, liebten. Vielen anderen war das zu wenig und sie traten die Flucht über die grüne Grenze nach Ungarn und Österreich an. Es wurden mehr. Immer mehr. Und dann endlich der Mauerfall.
9. November 1989. 71 Jahre nach dem Kaiserreich. 51 Jahre nach der Reichskristallnacht. 40 Jahre nach Gründung der BRD und DDR. Endlich wieder Wohlstand, dachten viele, anknüpfen ans Kapital, nicht immer hinterher hinken, wie seit langem.
Aber irgendwie funktioniert der Westen nicht so, wie gedacht. Trickbetrüger, Bauernfänger, Opportunisten gab’s auch dort. Sie kamen in Scharen in den Osten und rissen sich ihre Filetstücke aus dem Land, von den Menschen. Viele kamen im neuen Paradies nicht zurecht und blieben verbittert zurück auf der Schattenseite blühender Landschaften, trieben sich als Vertreter umher, gerieten in die Fänge religiöser wie ideologischer Sektierer und radikalisierten sich dort bis hin zur Entwicklung einer NSU oder ähnlichen rechten Kriminellen, wie das Sabine Rennefanz in ihrem Roman „Eisenkinder“ ganz wunderbar beschreibt. Rostock – Lichtenhagen 1992 leitet schon früh einen Höhepunkt im bis heute laufenden Gewaltexzess gegen die vermeintlich Schuldigen der Misere:
Die Schwächeren. Ob vietnamesische Facharbeiter, Ärzte aus dem Irak, Obdachlose, Blinde. Jeder, der mangels sozialer, physischer oder ethnischer Masse schwach ist, spiegelt die eigene Schwäche wider. Und die eigene Schwäche muß überwunden werden, das eigene Stigma unsichtbar gemacht werden, das eigene Gesicht sucht ein Profil – und so profiliert sich der voll Angst behaftete, indem er das Schwache schlägt, bekämpft, vernichtet. Die Angst wird zur Wut. Das ist immer einfacher.
Richard Wagner und Wolfram von Eschenbach beschreiben in ihren Heldenromanen, im „Parsifal“, im „Tristan“, wie sich der „tumbe Tor“ zum edlen Ritter wandelt, also die Angst in Mut, nicht in Wut wandelt. Mut und Wut liegen schon etymologisch und onomastisch beieinander. Doch zielt ihre Energie auf unterschiedliche Perspektiven: In der Wut vernichte ich die Welt, in der ich lebe. Ändere aber nichts. Im Mut vernichte ich meine Ängste und entwickle mich in der Welt, in der ich lebe. Und ändere mich.
Was die vielleicht wichtigste Erkenntnis ist: Ob Angst, Haß, Freude: Ich kann nur mich selber ändern. Nicht die Welt. Und die meisten Menschen, die sich von der Welt vergessen fühlen,wollen eben diese ändern – und nicht sich selbst. Gerade, weil es vielleicht zu viele (oder zu wenige?) Veränderungen gab. Je mehr ich von der Welt erwarte, um so mehr enttäuscht sie mich, wenn sie sich ändert. Das ist ein wesentlicher Grund für Frust, Wut, Gewalt. Und noch einmal: Eigene Schwäche richtet sich gegen Schwächere. Hackordnung. Beißreflex.
Vernunft könnte dem entgegen wirken. Bildung. Erziehung. Aber letzten Endes entscheidet jeder im Ernstfall selbst, ob er/sie was gelernt hat. Spätestens hier hat der Kommunismus tatsächlich verloren: Wenn nach vier Jahrzehnten Predigens von sozialer Fürsorge, Gemeinschaft der Völker, Solidarität nichts davon übrig bleibt als pure Wut, Egoismus, Niedertracht – dann, ja, dann hat wirklich nichts von alledem überlebt, was ursprünglich linke Werte vermitteln sollten.
Salafisten, Faschisten, Extremisten: One Violence, different fashion.
Und dabei zeigt sich eine ganz große Parallele zum Islamismus gerade bei den Jüngeren, den die besorgten Bürger der Pegida so gerne bekämpfen würden – was sie leider nicht tun, denn Palmyra liegt nicht an der Elbe, also: Die Radikalisierung durch einen letalen Mix aus Identitätssuche, Nicht Ankommen Könnens, Verlierergefühls OBWOHL doch immer alles so gemacht wurde, wie es gesagt wurde. Das erzeugt Frust. Der entlädt sich mal in Drogen, mal in Wut, mal in Depression. Sabine Rennefanz zeigt in „Eisenkinder“ ganz wunderbar diesen Verlauf von einem Extrem ins Nächste, immer wieder befeuert von kurzen Momenten der Euphorie, der Hoffnung auf einen Zeitenwechsel, das Gefühl, endlich mal „das Richtige“ zu tun, auch zu den Starken zu gehören.
Wenn jedoch trotz Hoffnung und Ausbildung, Arbeitslosigkeit droht, Familie zerfällt und trotz härtestem Fleisses in einer Generation natürlich nicht der Wohlstand Bayerns aus drei Generationen entstehen kann, also quasi die Belohnung für den Fleiss ausbleibet, welchen auf Olympiaden, Spartakiaden, Studiengängen immerhin zuvor noch die so ungeliebte DDR – Führung in Form von Orden und Privilegien an ihre Aspiranten zu verteilen wußte, dann, ja, dann bleiben Depression, Drogen, Radikalisierung…wenn nicht die Familie hilft.
Und da sind wir beim Unterschied zu den katholischen Freistaaten und Nachbarn aus Thüringen und Bayern, die bei allem mehr oder weniger existierenden Konservatismus, nicht über diese beinah flächendeckende Radikalität einiger besonders gewaltbereiter Bewohner/-innen des protestantischen Ostsachsens verfügen. Es ist, wie in „Eisenkinder“ von Sabine Rennefanz, aber auch Jana Hensels’ „Zonenkinder“ ganz klar ein Fehlen ordnender, sozialer Strukturen wie familiärer Gebundenheit, ihrer Wärme und Geborgenheit zu verorten, was die Radikalen auf die Straße treibt – und zwar Rechtsextreme ebenso wie Islamisten: Auch das Rekrutieren kampfbereiter, gewaltbereiter Jugendlicher aus den Vororten von Paris und Lyon, aber auch aus dem Wedding und Brüssel, gelingt den Sektenführern, sprich gewaltbereiten Predigern, die für die eine Glaubensgruppe mal mit langem Salafisten – Bart und Kappe, mal mit Bomberjacke und Kurzhaarscheitel oder Glatze ihr Populär – Marketing betreiben, also gelingt nur, wenn zuvor eine Auflösung, wenn nicht Zerrüttung familiärer Strukturen vorherrscht.
Suche nach Zugehörigkeit
Es drängt das Individuum immer zur Zugehörigkeit einer Gruppe. Im Kern ist das immer die Familie, da diese qua natürlicher Zusammengehörigkeit durch Geburt und Herkunft bei allen Konfliktlinien innerhalb der Generationen und Geschwister nie die Tatsache der Zugehörigkeit in Frage stellt. Deshalb suchen totalitäre Ideologien, der Kommunismus, der Faschismus, aber auch der Islamismus, stets, diese Strukturen, biologische Bindungen, aufzulösen, zu zersetzen. Geheimdienste und Söldnertruppen rektutieren ihre Agenten gerne aus Waisenhäusern: Hohe Motivation per Zugehörigkeit!
Nach jeder Ära der sozialen Zersetzung folgt eine Ära der Neuorientierung, der Neujustierung anderer Strukturen, in die sich das Individuum fallen lassen, geborgen fühlen kann – nur daß diese Strukturen, ob Sekten, politische oder religiöse Gruppen niemals den Einzelnen, sondern stets nur das Erreichen ihrer zumeist materiellen Ziele, egal, was auf der Fahne steht, durchsetzen wollen.
Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 argwöhnten einige schon damals lebenserfahrende Politiker wie Genscher, Bahr, Gorbatschow oder Jim Baker, daß nach dem Fall der Ideologien nun wieder die Hinwendung zu übersteigertem Nationalismus und/oder Religion drohe, der man nur durch wirtschaftliche Prosperität entgegen arbeiten könne. Sie haben leider Recht behalten.
„It’s the economy, stupid!“ (Bill Clinton, ehem. US – Präsident)
Spätestens mit den Angriffen auf das WTC im September 2011, allerspätestens mit der danach folgenden großen Finanzkrise verloren diejenigen, die sich mühevoll auf den Glauben der ökonomischen Kräfte einließen, ihre Hoffnung, an die Erfolgreichen dieser Welt aufschließen zu können. In der gesellschaftlichen Mitte erodiert es dabei am Schnellsten und am Tragischsten: Eben noch auf Tuchfühlung mit dem Wohlstand, nun im JobCenter. Oder der Banlieu. Oder in Detroits Zeltplätzen. Oder in Flüchtlingslagern südlich und östlich des Mittelmeeres. Aus diesen Epizentren sozialen Abstiegs speisen sich die Munitionskammern radikaler Strömungen.
Je mehr Arme diese Welt erzeugt, wobei „arm“ in Sachsen noch etwas anderes ist, als „arm“ in Mali, um so höher steigt die Spirale der Gewalt und rekrutieren sich die Armeen der Rechten, der Eiferer, der Fanatiker, gleich welchen Glaubens. Und es ist oft der Teil der Mitte der Gesellschaft, der sich abmüht , nicht weiter nach unten zu gelangen, welcher hierzulande das gewaltbereite Potenzial von Hooligans, rechten Schlägern und Wegguckern bildet.
Der Kriminelle und der Freund nebenan
Der durchschnittliche Hooligan ist eben oft kein Arbeitsloser. Er sitzt vielleicht in einem Call – Center oder ist Paketbote und von Montag bis Freitag mit mehr oder weniger wichtigen Arbeitsabläufen beschäftigt, die Kabel TV, Heimcomputer und durchschnittliche Markenklamotten in einer durchschnittlichen Wohngegend finanzieren.
Und wenn dann ein ehemals begüterter Zahnarzt aus Aleppo mit seinem Smartphone Kontakt zu seinen Kindern in der zerstörten Heimat halten will, dann ist das in de Augen dieser Leute eben eine „Schmarotzer“, weil sie leider nur ihre eigene kleine Welt kennen, in der sie, das ist das Schlimme, nicht zufrieden sind. Würden sie andere Werte, eben zum Beispiel familiäre, wichtiger als materiellen Besitz anerkennen, wären sie zumindest etwas weniger anfällig für extreme Strömungen. Das gilt auch für Islamisten.
Um also wieder auf Sachsen zurück zukommen: Dieser Freistaat befindet sich nicht mehr geographisch, aber historisch in der Mitte Deutschlands. Die rigorose Grenzpolitik der Staaten des Warschauer Vertrages hat in vier Jahrzehten Sozialismus weit weit weniger Empathie für seine Nachbarn, in diesem Falle aus Polen und Tschechien, aufbauen können. Aus Gegensätzen wie Sprache, Familie, Geschichte hat Adenauer, haben de Gaulle, haben die Regierungen nach ihnen mit Austauschprogrammen, Unterricht, grenznahen Investitionen wie beispielsweise Baden oder das Saarland mit Frankreich oder Schwaben mit der Schweiz oder Bayern mit Italien oder NRW mit den Benelux Staaten oder Schleswig Holstein mit Dänemark mühevoll ehemalige Kriegsgegner in vielen Generationen zu neuen Verbündeten geformt. Das überdehnte Wort „Freundschaft“ ist in politischen Belangen dabei sensibel zu wählen.
Die da oben und die da unten
Sachsen ist auch zwei Mal in diesem Jahrhundert, also gelebter und bis heute reichender Vergangenheit kurz und erfolgreich dank opportunen Handelns in verschiedenen totalitären Systemen zu – relativem je System – Wohlstand gekommen. In beiden Fällen akzeptierten die Bürger, der eine so , der andere so, das Bestreben der Obrigkeit, zu Gunsten ihrer Politik das Land zu industrialisieren. Dazu dann, wie oben beschrieben, die Angst vor dem, was aus dem Osten kommt, zwei Mal die Angst, die Bedrohung durch die Türken, was sich trotz langer Distanz zu den Ereignissen in das kollektive Unterbewusstsein festsetzt und nun mit den Bildern von dunkelhäutigen Menschen wieder zum Beißreflex geriert. Zwei Mal die Vernichtung bestehender Strukturen erlebt, obwohl doch „alles richtig gemacht wurde“ bis 1945 , bis 1989. Um einen meiner Verwandten zu zitieren, schon vor Pegida gegen meinen Großvater aus Berlin („Die Berliner wissen immer, wo’s was zu holen gibt“) und gegen die Studenten aus Syrien, Algerien oder dem Irak an der TU Dresden wetterte („Die Wüstenfüchse gehen hier ein und aus, nehmen unsere Frauen mit und wir bleiben allein im Haus“), der also nach 1989 sprach: „Jetzt möchte ich auch endlich dazu gehören“. Er meinte den Luxus im Westen, zog nach Schleswig-Holstein, wo er es auch fleissig und ehrgeizig irgendwie geschafft hat. Aber „die in Bayern sind immer noch stinkreich“. „Weil die Amis denen die ganze Industrie nach 1945 aus Sachsen entführt haben!“ – „Denen“, „Die“, „Die anderen,“ „Ich,“ „Ihr“….Merken Sie etwas? „ Die anderen haben immer Schuld. Ich mache alles richtig. Ich will doch nur dazu gehören. Man möchte ja noch etwas sagen dürfen.“ – Es ist bei Vielen und wirklich längst nicht allen diese Mischung aus Ohnmacht, Neid, Groll, Vergangenheitsbewältigung, fehlender Empathie, sozialer Ordnung, die sich bei alle Menschen in ähnlicher Situation, hiernach mit etwas historischem Überbau, den Wesenskern der aus der Mitte Taumelnden befleißigt, aus ihnen die Zunge, die Köpfe und die Sicht verdreht, bis eben Depressionen, Drogen, Wut walten.
Auf eine Formel gebracht: „Da wo nichts ist, gibt’s kein Neid, da, wo wenig ist,ne Menge Streit, da, wo viel ist, zuviel Zeit.“
So ist’s überall, auch in dem kleinen Flecken im Erzgebirge, wo ich herkomme, ein Hügel neidets‘ dem Andren, ein Ort streitet mit dem Nächsten. Eben, weil’s besser ausschaut, als in den anderen Flächenländern im Osten, aber eben längst nicht so gut, wie im angrenzenden Bayern.“
Wie können wir also damit umgehen? Nun, erst einmal müssen die Schreihälse stiller werden: Nach 44 Jahren DDR und 12 Jahren Drittem Reich muß dort auch mal das Gesetz, sprich die Polizei klar Kante zeigen, nur das unmittelbar Direkte wird verstanden. Weiterhin habe iauch ich mal daran geglaubt, daß materieller Wohlstand zumindest einige Schreihälse ruhig stimmen wird. Aber bis wann? Bis statt des Hyundai ein VW Lupo hermuss? Und dann ein Passat? Ein 5er BMW? Hm? Wo hört das Gegiere, das Geneide auf? Wieso muss es immer Besitz bedeuten? Wieso nicht wirkliche Werte? Und wie viel Frust muss sich für einen Haufen Dazugehörigkeit , für einen Haufen Blech entladen? Und wieso müssen „die anderen“, die eben nicht schuld am persönlichen Verfall, an geistiger Verwahrlosung sind, leiden?
Freud’ und Frust
Es ist richtig und muss gesagt werden, daß es in anderen Ländern trotz unterschiedlicher Geographie und Geschichte , aber gleichen soziologischen wie psycholgischen Mustern, die allen Menschen inne wohnen , das Gleiche hätte passieren können wie in Sachsen. Und Sachsen hat weit mehr zu bieten, als diese gewalttätigen Exzesse. Und dieser kurze, sehr galoppierte Abriß der Geschichte zeigt, daß die Sachsen es seit Barbarossa nicht ganz einfach in ihrer wechselvollen Historie hatten. Auf großen Wohlstand folgte bald der Fall ins Bodenlose. Und umgekehrt. Aus einem Kernland ist ein Grenzstaat geworden.
Ja. Vielleicht. Aber alles in allem geht das erstens verdammt vielen Völkern und Menschen so (Schauen Sie mal nach Syrien, Mali, dem Irak usw.) und Zweitens und da werde ich erst zum Juristen und danach erst zum Psychologen, rechtfertigt dies in keinster Weise die Gewaltandrohung, bzw. -anwendung gegenüber Anderen und erst recht keine Überhöhung des eigenen Ichs, des Emporhebens des Egoismus zu einer Art Ersatzreligion, nur weil das eigene Glaubensmausoleum plötzlich über keine veritablen Götzen mehr verfügt, denen die Verantwortung übertragen wird.
Verantwortung und Glück
Das Prinzip Verantwortung muss mal gelehrt und gelernt werden. Ganz klein auf, da sind wir noch lange nicht bei Sir Karl Popper oder Kant oder Hegel. Wichtiger noch: Das Empfinden von Glück muss jeder Einzelne begreifen. Die Freude, einem Menschen, einem Tier, einer Pflanze helfen zu können, geholfen zu haben und zu spüren, wie Argwohn in Dankbarkeit umschlägt. Dafür gibt es aber keine Funktionäre und kein Gesetz.
Das müssen die Wütenden, ob mit Glatze oder Bart, selber lernen. Oder wenigstens ihre Enkel.
Quellen, Buchtipps und weitere Medieninformationen:
1 – Sabine Rennefanz: „Eisenkinder“, Die stille Wut der Wendegeneration. Roman.
ORIGINALAUSGABE
Paperback, Klappenbroschur, 256 Seiten, 13,5 x 20,6 cm
ISBN: 978-3-630-87405-0
€ 16,99 [D] | € 17,50 [A] | CHF 22,90 * (* empf. VK-Preis)
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
2 – Ariadne von Schirach: „Du sollst nicht funktionieren“ – für eine neue Lebenskunst. Sachbuch. Tropen Verlag
6. Aufl. 2014, 185 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-608-50313-5
3 – Jana Hensel, „Zonenkinder“, Roman. Rowohlt Verlag, Reinbek 2002
ISBN 9783498029722
Gebunden, 176 Seiten, 14,90 EUR
4 – Joachim Tschirner, UmWeltFilm, Doku:
terra incognita – DIE WISMUT
(In Coproduktion mit der Wismut GmbH)
Der sächsische und thüringische Uranerzbergbau, bis 1990 drittgrößter der Welt, war abgeschirmt wie kein anderer Industriezweig in der DDR. Was für eine halbe Million Bergleute und ihre Familien Teil der eigenen Biografie war, bleibt für die meisten Besucher der Wismut-Region bis heute eine geheimnisvolle Terra incognita.
Film erhältlich über www.wismut-buga-dvd.de
Danksagungen
Besonderer Dank an die Autorinnen Sabine Rennefanz, Jana Hensel, Ariadne von Schirach und Zoe Beck, sowie den Regisseur Joachim Tschirner, welche in vielerlei Hinsicht wertvolle Anregungen lieferten.